Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/2015 - page 10

Rubrik
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Was bedeutet „arbeiten 4.0“? Handelt es sich um eine historische Chance oder markiert es nur einen Hype? Diesem
Thema widmete sich die diesjährige Messe Zukunft Personal, die Ende September in Köln stattfand.
„arbeiten 4.0“:
Wertewandel als Treiber
Prof. Dr. Jutta Rump verwies schon zu Beginn der Leitmesse für
Personaler auf die große Breite des Themas: „Wir sehen hier nicht
nur die Industrie 4.0 und die Digitalisierung als Treiber, sondern auch
den Wertewandel in der jungen Generation und den demografischen
Wandel“, erklärte die Leiterin des Instituts für Beschäftigung und
Employability (IBE) an der Hochschule Ludwigshafen. „Es ist ein ab-
solutes Muss, das ganzheitlich zu sehen.“ Während es auf viele
Fragen, wie zum Beispiel den Umgang mit Vielfalt, schon Antworten
gebe, sei anderes noch ungeklärt – etwa, welchen Einfluss die
Entwicklung auf Ausbildungsberufe habe. „Wir müssen uns fragen,
ob diese digitalisierungstauglich sind.“ So würden Bankkaufleute im-
mer noch für das Filialgeschäft ausgebildet, obwohl es das vielleicht
bald gar nicht mehr gebe, gab die Professorin ein Beispiel.
Übliche Wellenbewegungen
So viel Neues sei an der Entwicklung gar nicht dran, befand hinge-
gen Prof. Dr. Stefan Kühl. Der Begriff „arbeiten 4.0“, den die Bundes-
regierung geprägt habe, sei „völlig fiktiv“, erklärte der Professor für
Soziologie von der Universität Bielefeld: „Warum 4.0? Das könnte
auch 5.0 oder 6.3 heißen.“ Im Grunde genommen handele es sich um
einen ganz normalen Prozess, der in den üblichen Wellenbewe-
gungen verlaufe. Die jetzt wieder propagierten flachen Hierarchien
brächten bekanntermaßen langwierige Entscheidungen und Macht-
kämpfe mit sich. „Wir wissen genau, welche Effekte man über
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