Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/2015 - page 8

Fach- und Führungskräfte
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Foto: Lindig
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Definieren, wo man hin will, und das ganze Team mit auf die Reise nehmen.
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chen will. Wie gehen Sie und Ihre Mit-
arbeiter damit um?
Erst einmal gilt es, die richtigen Mit-
arbeiter mit den passenden Talenten an
die jeweilige Stelle zu bringen. Wenn
ich den ganzen Tag Rechnungen bu-
chen würde, wäre ich frustriert und wür-
de Fehler produzieren, anderen macht
das zum Glück Freude. Mir fällt bei uns
auch kein Job ein, den niemand machen
will. Klar, wenn man einen ganzen
Monat nur Räder von Großstaplern
wuchten müsste, wäre das vielleicht auf
Dauer ermüdend. Das kommt aber nicht
vor, sondern ist mit anderen Tätigkeiten
gepaart. Und jeder ist eingeladen, auch
tageweise andere Tätigkeiten kennen-
zulernen. Auch ich habe in meiner Zeit
als Geschäftsführer mal mit in der
Werkstatt geschraubt und bin mit einem
unserer LKW-Fahrer unterwegs gewe-
sen.
Wie viel Mut braucht man, um einen
solchen Weg der Mitarbeiterführung
zu gehen? Was raten Sie Ihren Unter-
nehmerkollegen?
Mehr AM als IM Unternehmen zu arbei-
ten. Wer nur hektisch Kundenaufträge
abarbeitet ohne hochzuschauen wird ir-
gendwann schlimmstenfalls feststellen,
dass seine Wettbewerber um die Fach-
kräfte besser aufgestellt sind und er/sie
bald alleine dasteht. Deshalb mache ich
aus MUT ein MUSS. Wichtig ist damit zu
starten, eine Ist-Analyse zu machen, die
größten Schwachstellen zu identifizie-
ren und mit dem Team zu definieren,
wo man hinwill. Und sich zu überlegen,
wie man die gesamte Mannschaft mit
auf die Reise nimmt.
Noch einmal zurück zum Fachkräfte-
mangel. Aktuell bieten Sie auf Ihrem
Karriereportal etliche freie Stellen an.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie
für diese Stellen geeignete Bewerber
finden?
Sehr. Auch wenn wir lieber mal eine
Stelle offen lassen, als sie vorschnell
mit der nicht optimal geeigneten Per-
son zu besetzen. Mittlerweile bekom-
men wir eine vierstellige Anzahl von
Bewerbern pro Jahr und haben ein sehr
professionelles mehrstufiges Einstel-
lungsverfahren, das beide Seiten best-
möglich vor Fehlentscheidungen be-
wahren soll. Hierbei spielt mehr die
persönliche Einstellung als die Fach-
kompetenz die entscheidende Rolle.
Letztere kann man auch nachträglich
erwerben, ohne die passenden Werte ist
sie nutzlos.
Zum Schluss noch zum Thema Digi-
talisierung der Arbeitswelt. Sind Sie in
Ihrem Unternehmen darauf vorberei-
tet und wie gehen Sie diese Heraus-
forderung an?
Ich bin selbst begeisterter Nutzer der
Geräte mit dem angebissenen Apfel und
so waren wir eines der ersten Unter-
nehmen der Branche, das seinen Ver-
triebsmitarbeitern iPads an die Hand
gab, zu Zeiten, als die Geräte noch be-
staunt wurden. Unsere Techniker lassen
elektronisch ihre Arbeitsberichte unter-
zeichnen und wir arbeiten an einem
Projekt zur Live-Unterstützung per
Smart Glasses aus dem technischen
Helpdesk. Darüber hinaus läuft ein
Forschungsprojekt zur permanenten
Lagerinventur per RFID und Stapler ge-
meinsam mit mehreren Partnern, unter
anderem Fraunhofer und TU München.
Bei allem, was zukünftig vielleicht elek-
tronisch oder automatisch funktioniert,
sollte aber der Mensch im Mittelpunkt
stehen.
Interview: Torsten Laudien
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