Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/2015 - page 47

Außenhandel
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Einschnitte im
China-Geschäft
präsentation, einem eigenen Informa-
tionsstand und der Teilnahme des Wirt-
schaftsministers an verschiedenen
Foren und Veranstaltungen hatte
Thüringen dafür vor Ort kräftig die
Werbetrommel gerührt. Auch der Leiter
der deutschen Delegation, der frühere
Thüringer Wirtschaftsminister und heu-
tige Staatssekretär im Bundeswirt-
schaftsministerium Matthias Machnig,
hatte in seiner Eröffnungsrede bei den
brasilianischen Partnern für einen
Besuch Thüringens im kommenden Jahr
geworben.
Die mitgereisten Unternehmer zeigten
sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen
der Reise. So wurden im Rahmen von
zwei Kooperationsbörsen in Joinville
und São Paulo mehr als 120 Gespräche
mit potentiellen brasilianischen Ge-
schäfts- und Kooperationspartnern ge-
führt. Hinzu kommt eine Vielzahl weite-
rer Kontakte, die am Thüringen-Stand
in Joinville, bei organisierten Unterneh-
mensbesuchen – etwa bei Firmen wie
MultiLog und BMW Brasilien oder im
Hafen Itápoa in Joinville – sowie beim
Besuch der Messe Analitica Latin
America in São Paulo geknüpft wurden.
Auf der Messe war auch die Analytik
Jena AG mit einem eigenen großen
Stand vertreten.
Brasilien, die wichtigste Volkswirtschaft
Lateinamerikas und siebtgrößte der
Welt, gehört zusammen mit Russland,
Indien, China und Südafrika zu den sog.
BRICS-Staaten – Ländern mit besonde-
rem Wachstumspotential für die deut-
sche Exportwirtschaft. „An der wirt-
schaftlichen Bedeutung Brasiliens wird
sich auch durch die momentane
Wirtschaftsschwäche des Landes nichts
Grundsätzliches ändern“, sagte der
Thüringer Wirtschaftsminister. Die
meisten Wirtschaftsexperten und
Politikbeobachter vor Ort sehen das
Land spätestens ab 2017 wieder auf ei-
nem ökonomischen Wachstumspfad.
Die Thüringer Außenwirtschaftsstra-
tegie sieht deshalb eine kontinuierliche
und langfristige Erschließung des bra-
silianischen Marktes vor.
„Dazu gehört es vor allem, die Präsenz
der Thüringer Wirtschaft vor Ort weiter
auszubauen“, sagte der Minister. Zwar
seien bereits mehrere Unternehmen aus
Thüringen mit eigenen Niederlassun-
gen in Brasilien aktiv: Herbacin cosme-
tic, Nidec GPM Geräte- und Pumpenbau,
Geratherm und Jenoptik. Dennoch: Bei
Exporten von 103,7 Millionen Euro und
Einfuhren von rund 48 Millionen Euro
(2014) gebe es in den Wirtschaftsbe-
ziehungen nach Brasilien noch „großes
Potenzial“, so Tiefensee.
Die Handelsbeziehungen zwischen
Thüringen und Brasilien sind in den
letzten zehn Jahren kontinuierlich ge-
wachsen – allein die Ausfuhren stiegen
von 38,2 (2005) auf 103,7 Millionen
Euro (2014). Innerhalb Lateinamerikas
wird dieser Wert nur von Mexiko über-
troffen – dorthin exportierten Thürin-
ger Firmen zuletzt Waren im Wert von
184,8 Millionen Euro.
Hauptausfuhrgüter nach Brasilien sind
pharmazeutische Erzeugnisse, Geräte
zur Elektrizitätserzeugung, Kautschuk-
waren, Fahrzeugteile sowie Stahl- und
Eisenprofile.
Zu der positiven Entwicklung der Wirt-
schaftsbeziehungen beigetragen hat si-
cherlich auch die kontinuierliche Er-
schließung des brasilianischen Markts:
So gibt es seit der ersten Delegations-
reise nach Brasilien im Jahr 2012 einen
kontinuierlichen Austausch und wech-
selseitige Unternehmensbesuche. Auch
beim Außenwirtschaftstag 2014 stand
Lateinamerika im Fokus. (em/tl)
Ein anhaltender Abschwung, Turbulen-
zen an den Aktienmärkten sowie eine
überraschende Abwertung der Währung
verdeutlichen, dass sich die wirtschaft-
lichen Rahmenbedingungen in China
verändert haben. Viele deutsche Firmen
befürchten deshalb negative Auswir-
kungen und passen ihre Geschäftsziele
für den Rest des Jahres nach unten an.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine
Blitzumfrage des Deutschen Industrie-
und Handelskammertages (DIHK), an
der sich rund 1.200 Betriebe beteilig-
ten, darunter auch 25 aus Thüringen.
„Immerhin 32,4 Prozent der bundesweit
befragten Betriebe (in Thüringen 24
Prozent) erwarten negative Auswirkun-
gen auf ihr China-Geschäft“, informiert
Gerald Grusser, Hauptgeschäftsführer
der Industrie- und Handelskammer
(IHK) Erfurt. Jeder fünfte Unternehmer
(in Thüringen 12 Prozent) hätte inzwi-
schen seine Geschäftsziele angepasst
und nach unten korrigiert.
„Der Freistaat lieferte im ersten Halb-
jahr 2015 Waren im Wert von rund 389
Millionen Euro nach China. Exportiert
wurden vor allem Fahrgestelle, Karos-
serien und Motorenteile, Werkzeug-
maschinen, medizinische sowie elektro-
technische Geräte und pharmazeutische
Erzeugnisse. Damit ist China fünftwich-
tigster Handelspartner für Thüringer
Exporteure“, betont Grusser.
Im Gegenzug hätten die Einfuhren in
den Freistaat rund 503 Millionen Euro
erreicht, hier rangiere China sogar an
erster Stelle in der Import-Länder-
statistik. Einfuhrprodukte sind insbe-
sondere Möbel, Eisen-, Blech- und
Metallwaren, Textilerzeugnisse und
Spielzeug. Bereits 355 Thüringer Fir-
men unterhielten derzeit regelmäßige
Handelsbeziehungen nach Fernost.
(em/tl)
1...,37,38,39,40,41,42,43,44,45,46 48,49,50,51,52
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