Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/2015 - page 28

Existenzgründung und Unternehmertum
28
Viele Unternehmen scheitern nicht am Geld oder daran, dass sich nicht genug
Kunden für die Geschäftsidee gefunden haben, sondern schlicht an den han-
delnden Akteuren. Zwei Geschäftsführer verstehen sich nicht oder nicht mehr,
Partnerschaften gehen auseinander oder es fehlt die Einigung auf eine gemein-
same Strategie.
Wie in einer Ehe folgt allzu oft „Rosen-
krieg“ und das gemeinsame Geschäft
kommt ins Trudeln. Doch wie lassen
sich solche Szenarien verhindern oder
zumindest weniger wahrscheinlich wer-
den? Wie finden Selbstständige den
richtigen Partner? Diesen und anderen
Fragen ist der interdisziplinäre Exper-
tenverbund Ultimo mit Sitz in Bielefeld
nachgegangen. Fünf Punkte für die
Wahl des passenden Partners haben die
Experten zusammengetragen, die als
Leitfaden insbesondere für kleine
Unternehmen zu sehen sind.
„Menschliches Miteinander ist niemals
leicht“, erklärt Jens Wörmann, der Grün-
der bei ihren ersten Schritten berät und
begleitet. Als Geschäftsführer und Ex-
Banker weiß er, wie wichtig gerade die
menschlichen Faktoren sind, wenn
Unternehmen erfolgreich durchstarten
oder eben scheitern. „Das Problem kann
existenziell sein“, sagt er. Neben harten
Businessdaten, Geschäftszwecken und
-zielen sind es die Unternehmerpersön-
lichkeiten, die den Dingen eine Rich-
tung geben. Leider, so Wörmann, wür-
den diese viel zu oft in den Planungen
vernachlässigt.
Selbstkenntnis
Wer sich selbst nicht kennt, kann auch
nicht wissen, welcher Partner der rich-
tige ist. Das gilt für Teilhaber, Mitge-
schäftsführer und Kooperationen ge-
nauso wie für Kunden und Lieferanten.
Der erste Weg ist also das Streben nach
Selbsterkenntnis. Persönlichkeitstools
wie Reiss Profile, Insights Discovery,
MBTI oder andere empfehlen sich. Das
Gute: Wer sich mit diesen Tools be-
schäftigt, lernt in der Regel nicht nur
viel über sich selbst und die eigenen
Motive und Einstellungen gegenüber
anderen, sondern auch, andere Men-
schen auf dieser Basis einzuschätzen. Es
wird also möglich, andere Menschen in
Bezug auf eine mögliche Zusammen-
arbeit sowie das spätere Verhalten und
Verhältnis einzuschätzen. Dann kann
immer noch entschieden werden, ob
man lieber „einen Bruder im Geiste“
oder einen „komplementären Konter-
part“ im Sinne des gemeinsamen Ziels
haben möchte.
Auskunfteien
Beim Geld hört die Freundschaft be-
kanntlich auf. Deswegen lohnt es sich
in aller Regel, in der finanziellen Ver-
gangenheit eines potentiellen Partners
zu forschen. Wer permanent seine
Rechnungen zu spät bezahlt, eine
schlechte Bonität hat oder sonst nega-
tiv im Geschäftsleben aufgefallen ist,
eignet sich meist nicht. Hier wird viel
über das Verhältnis zu Geld und zum
Zahlungsverhalten und damit über die
kaufmännische Befähigung deutlich.
Auskunfteien sind zwar nicht immer ak-
tuell und deren Auswertungen bedürfen
oft einer näheren Betrachtung, einen
ersten Eindruck oder die Bestätigung ei-
ner eigenen Einschätzung liefern sie
aber allemal.
Leumund
Die Welt ist klein. Die meisten Akteure
sind in einer Stadt, in einer Branche
oder in Verbänden und Organisationen
bekannt. Und sicher kennt jeder jeman-
den, der den potentiellen Partner auch
kennt. Nicht nur Dank sozialer Netz-
werke und zahlreicher Bewertungs-
Die richtigen Partner
fallen nicht vom Himmel
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...52
Powered by FlippingBook