Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 6/2015 - page 33

Existenzgründung und Unternehmertum
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Foto: Clockwise Consulting
26.000 Suchmaschineneinträge gibt es allein zu den Stichworten „Zitate und Metamorphose“. Darunter sind vie-
le tiefsinnige und inspirierende Zitate und Aphorismen zu Wandel, Veränderung und Transformation. Am Ende
geht es in der Regel immer um Menschen, Organisationen oder Systeme. Da Unternehmer praktisch denken und
handeln müssen, sollte auch Transformation entsprechend betrachtet und umgesetzt werden.
Ein Gastbeitrag von
Christian Wewezow, Managing Partner und Experte für Transformation bei Clockwise Consulting GmbH und
Vorsitzender des Kuratoriums der Oskar-Patzelt-Stiftung.
Das Unternehmen neu denken
So gelingt die Transformation in mittelständischen Unternehmen
Als Ausgangspunkt fungiert meistens
ein Handlungsdruck oder Engpass, die
Unternehmer „zwingen“, ihr Unterneh-
men, Geschäft, ihre Systeme, Prozesse
und Strukturen neu oder anders denken
zu müssen. Sprichwörtlich: keinen Stein
auf dem anderen zu lassen.
Transformation ist immer dann wichtig,
wenn Sie als Unternehmer Ihr Geschäft
von einem Ist-Zustand zu einem ge-
wünschten Soll-Zustand weiterentwi-
ckeln möchten. Somit können Trans-
formationsprojekte im Rahmen von
Unternehmenswachstum, Restrukturie-
rungen oder in einzelnen Funktions-
bereichen, wie z.B. IT („digitale Trans-
formation“) oder Finance erfolgen.
Um die Transformation zu
gestalten, zu initiieren und
umzusetzen, hat sich folgendes
Vorgehen bewährt:
Am Anfang wird tiefgreifend und mit
verschiedenen Methoden der Ausgangs-
punkt analysiert. Self-Assessment-
Tests, Mitarbeiterbefragungen oder
Workshops im Führungskreis und mit
ausgewählten Fachkräften liefern einen
guten Ausgangspunkt für die weitere
Diskussion. Eine Prozessbegleitung
durch einen neutralen, externen Dritten
im Sinne eines Advocatus Diaboli kann
sehr hilfreich sein. Aufbauend auf die-
sen Ergebnissen werden die Zukunft an-
tizipiert, der Prozess der strategischen
Planung durchlaufen sowie relevante
Geschäftsprozesse, Organisationsstruk-
turen und Handlungsfelder analysiert.
Der mit Abstand wichtigste und müh-
samste Teil ist es, den Perspektivwech-
sel zu vollziehen, vom Ende her zu denken und
Zielklarheit zu erhalten. Das bedeutet, das gewünsch-
te Transformationsergebnis über alle Phasen hinweg
zu beschreiben und zu operationalisieren. Ent-
sprechende Maßnahmen und deren Teilergebnisse so-
wie ein Projekt Management werden definiert.
Sollten Sie bereits u.a. in die Qualifikation ihrer Pro-
jektmanager oder in die Einführung eines Qualitäts-
managements investiert haben, können Sie nun bei
der Durchführung eines Transformationsprojektes da-
von profitieren. Denn Sie haben bereits relevante
Kompetenzen im Betrieb, sind sich ihrer Prozesse be-
wusst und können sie aktiv gestalten. Das Trans-
formationsprojekt sollte durch ein definiertes Verän-
derungsmanagement, definierten Kommunikations-
und Informationsfluss sowie Organisationsentwick-
lung unterstützt werden. Wenn Sie jetzt beim Lesen
von den Kosten und dem damit verbundenen Aufwand
abgeschreckt sein sollten, dann möchte ich an dieser
Stelle Prof. Günter Faltin zitieren: „Kopf schlägt
Kapital.“ Beruhigend, oder?
Transformation braucht Zeit, Raum und effektives
Handeln. Ein Transformationsprojekt ist dann erfolg-
reich, wenn Sie als Unternehmer die Entscheidungen
auch für die Details bereit sind zu treffen, Geduld ha-
ben, den Prozess sich entfalten zu lassen, und bereit
sind, definierte Maßnahmen konsequent umzusetzen
oder von ihren Fachkräften umsetzen zu lassen und
Letztere alle entsprechenden Befug-
nisse und Informationen haben. Geben
Sie Ihren Mitarbeitern den nötigen
Freiraum zur Umsetzung und zur Ent-
faltung und kontrollieren Sie nur die
Details, die Ihnen persönlich am Ende
am wichtigsten sind. Und bedenken Sie
bitte, dass schließlich jede Form der
Transformation auf Unternehmens-
ebene auch eine Veränderung der
Sichtweisen, Einstellungen und Verhal-
ten auf individueller Ebene erfordert
und nach sich zieht. Jedes Jahr aufs
Neue sehen wir, wie viele der „guten
Vorsätze“ scheitern. Gewohnheiten zu
verändern und durch neue, bessere
Gewohnheiten zu ersetzen ist die „hohe
Kunst“.
Eine andere Möglichkeit, Ihr Unterneh-
men zu transformieren, besteht darin,
sich an den Kriterien für den „Großen
Preis des Mittelstandes“ zu messen und
zur Erfüllung der Kriterien Ihr Unter-
nehmen entsprechend in der Gesamt-
heit weiterzuentwickeln. Die dort fest-
gelegten fünf Wettbewerbskriterien
bieten dafür jedes Jahr zugleich eine
gute Grundlage: Gesamtentwicklung
des Unternehmens, Schaffung/Siche-
rung von Arbeits- und Ausbildungsplät-
zen, Modernisierung und Innovation,
Engagement in der Region, Service und
Kundennähe, Marketing.
Transformation ist am Ende vor allem
Kopfsache – Ihre Einstellung als Unter-
nehmer entscheidet. Denn Sie als Un-
ternehmer entscheiden alleine, wann
Sie mit Ihrem Unternehmen abbiegen
möchten. (cw)
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